Johannesburg, Dance Factory, 30, 31 October,
1 November 2008
Die Wachhütte vor den Häusern der weißen Vorstadt, jedem Südafrikaner ein allzu vertrauter Anblick, ist Inventar des kollektiven Lebensraums geworden. Der kleine Unterstand stellt den Knotenpunkt diverser Abhängigkeiten und Verstrickungen dar. Zum einen symbolisiert er den schwarzen, unbewaffneten, „guten“ Superhelden, der Beschützer sein soll und von dem man Hilfe erwartet. Aber die Furcht bleibt, dass der Wachmann versagen könnte, dass er im Ernstfall gar nicht die Ausstattung oder die Fähigkeit hätte, den hoffentlich mächtigeren weißen Reserve-Superhelden zu alarmieren – der ironischerweise gerade für den angstbesetzten, finsteren Part der südafrikanischen Geschichte steht.
Zum anderen engagieren die Bewohner der weißen Stadtviertel zu ihrem Schutz jemanden aus einer anderen Welt und stellen ihn in einen architektonischen Fremdkörper, der an eine Kraalhütte erinnert. Weder interessieren sie sich für sein Leben, noch nimmt er an ihrem teil, aber er könnte durchaus für sie sterben müssen.
Diese komplizierte Konstellation wird in der multimedialen Theaterinstallation „Guard on shift I“ hinterfragt, einer Kooperation der Künstlerin und Regisseurin Sue Pam-Grant und des Dramatikers und Musikers Xoli Norman, produziert von der Stiftung „kunst:raum sylt quelle“. Die Künstler begeben sich ins Innerste der kollektiven Paranoia, in die Bereiche, wo die äußere Umgebung die Zäune und Grenzen der psychischen Landschaft sichtbar macht.
Aufführungen: 30. und 31. Oktober, 1. November, 20 Uhr, „The Dance Factory“, Newtown, Johannesburg. Anschließend wird das Stück auf europäischen Festivals gezeigt.
„Guard on shift I“ ist Auftakt zu einer Serie zum Thema; für das Frühjahr 2009 ist der zweite Teil als südafrikanisch-deutsches Gemeinschaftswerk geplant.
Der Wissenschaftssommer 2009 der Stiftung „kunst:raum sylt quelle“ wird parallel dazu unter dem Motto stehen „Innere Sicherheit – wie Angst die Gesellschaft beeinflusst“.